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INTERSONANZEN: Abenteuer im freien Musikraum

Märkische Allgemeine vom 09.05.2011 - Matthias Müller

POTSDAM / INNENSTADT - Wer dem gewohnten "Free Jazz" der längst vergangenen
70er Jahre in der DDR verpflichtet war, schätzte den Posaunisten Conrad Bauer, den Pianisten
und Inspirator Hermann Keller oder den verstorbenen Baritonsaxophonisten Manfred Schulze.
Heute sind junge Musiker nachgerückt, die im Eröffnungskonzert des 11. "Festivals Intersonanzen" das
kreative Moment musikalischen Miteinanders verband.
Hermann Keller als Gründungsvater von einst trat am Freitagabend mit jungen Instrumentalisten im Niko-
laisaalfoyer auf - mit Antje Messerschmidt, einer ausgezeichneten Violinistin, einem extrem gestaltungs-
sicheren Klarinettisten in Person von Jürgen Kupke und einem Trompeter vom Format eines Uli Weber machten
das "Keller-Quartett" aus. In klar strukturierten Improvisationen lieferten alle vier ein Abenteuer im frei gestalteten
Musikraum, und das wurde ein hoch inspirierter Abend. Schon die Eröffnung hatte ihre eigene überzeugungskraft.
Keller trat als Erster vor das Publikum, ging aber nicht zu seinem Instrument, dem Klavier, sondern an die exotische
Reihe der Percussionsgeräte, und gab dort eine Reihe rhythmischer Folgen vor. Dazu gesellte sich die Geigerin mit
virtuoser Improvisation auf ihrem Instrument zu den Rhythmen. Der Klarinettist löste dann die Geigerin ab, die
ihrerseits die Percussionsinstrumente spielte. Die Klarinette folgte dorthin als der Trompeter erschien, und
Hermann Keller begab sich an das Klavier. Ab der Quartettgröße kannte die Improvisationskunst keine Grenzen
mehr. Modernes stand neben Fantasien auf der Grundlage klarer Jazzharmonien und der Schrecken, den früher der
"Free-Stil" für viele besaß, war keiner mehr.
Im zweiten Konzertteil stand ein "Memoriam" Manfred Schulzes im Zentrum. Dass hierbei Kellers eigengefertigtes
Didgeridoo zum Einsatz kam, weil es wie beim Baritonsaxophon als tiefsten Ton ein Des besitzt, führte das Konzert
klanglich auch zu den australischen Ureinwohnern. Ein hoch virtuoses Stück "Perpetuum mobile" beendete diesen
gehaltvollen Abend. Zeitgenössische Musik ist eben nicht nur anstrengend, sondern geistvoll, mit
Überraschungen gespickt und hoch kreativ.

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